Programmschwerpunkt der Freien Radios: Zukunftsmusik: Freie Radios gegen den Einheitsbrei

Mo. 27.10.–Fr. 14.11.2025, werktags von 8:30–9:00

Radio ist eines der wichtigsten Transportmedien für Musik. In diesem immer noch essentiellen Weg der Verbreitung bieten Freie Radios durch Alleinstellungsmerkmale wie Offener Zugang, Werbefreiheit sowie vielfältige und mehrspachige Programme besondere und einmalige Möglichkeiten.
Hier spielt die Zukunftsmusik!

Daher dreht sich beim gemeinsamen Themenschwerpunkt der 14 Freien Radios Österreichs »Zukunftsmusik: Freie Radios gegen den Einheitsbrei« heuer alles um Musik. Aus inhaltlichen, ästhetischen, technologischen und gesellschaftskritischen Perspektiven geht es nicht nur darum, welche Musik, sondern auch und besonders darum, wie wir Musik hören und konsumieren.

Die Freien Radios präsentieren in halbstündigen Sendungen von Montag, 27.10. bis Freitag, 14.11., immer werktags Zukunftsaussichten zwischen Diversität, Inklusion, Professionalisierung und Künstlicher Intelligenz.

Musik ist jahrzehntelanges Üben, die überwältigenden Gefühle des gemeinsamen Spielens, Entspannung, Bildung und Haltung, Kommerz, Vernetzung und vieles mehr. Musik ist außerdem zu einer Art Versuchslabor für gesellschaftliche Bedingungen, Risiken und Chancen geworden und ein exemplarisches Feld für einige der drängensten Fragen unserer Zeit.

Was ist uns Musik heutzutage wert: Als künstlerische und gesellschaftliche Utopie, als Arbeitsverhältnis, in Form von Live-Musik als sozialer Kitt gegen die Vereinsamung durch Handy und Streaming, sowie als heterogener Diskursraum? Wie überleben Musiker*innen, wenn Online-Plattformen Musik im Quasi-Gratis-Pauschal-Abonnement bereitstellen? Welche Bedeutung hat Musik als Kunst- und Kommunikationsform heutzutage? Wer hört überhaupt noch zu, wenn Musik zur omnipräsenten und somit inflationären Hintergrund-Beschallung geworden ist? Wohin führen die grassierenden Monopolisierungstendenzen in der Musik- und Tech-Industrie? Und, als brandaktuelle Diskussion: Ist KI-generierte Musik nicht die bessere Musik, tantiemenfrei und zurechtgeschnitten auf User-Bedürfnisse?

Demgegenüber zeigt der Programmschwerpunkt in 15 Beiträgen, wie vielfältig, bunt, widersprüchlich und reichhaltig Musik sein kann. Verschiedenheiten, die kein noch so gut trainierter Algorithmus je wird ersetzen können. Eine gesellschaftliche und menschliche Vielfalt, die schöner nicht sein könnte. Die Beiträge rücken Musikschaffende und Szenen in den Mittelpunkt, verstehen sich als Multiplikatoren und Sprachrohre und zeigen auf, mit welchen Einschränkungen, aber auch mit welchen Potenzialen sie zu tun haben.
Mit Zukunftsmusik schon heute gegen den akustischen Einheitsbrei!

Sämtliche Beiträge sind nach der Erstausstrahlung im Cultural Broadcasting Archive CBA im Podcast »Zukunftsmusik: Freie Radios gegen den Einheitsbrei« nachzuhören.


PROGRAMM

Mo. 27.10.: Orange 94.0 (Wien)/Radio Helsinki (Graz)/Freies Radio Freistadt
Hinter den Playlists: Wie kommt die Musik ins Freie Radio? | Gestaltung: Lilly Jagl, Claudia Prinz, Bernhard Staudinger, Johann »MJ« Redl
Freie Radios bieten Musik abseits des Mainstreams – doch wie treffen Radiomacher*innen eigentlich ihre Auswahl? In dieser Auftaktsendung diskutieren drei Musik-Redakteur*innen über ihre Arbeit und Leidenschaft: Lilly Jagl (Radio Helsinki) Claudia Prinz (FRF) und Bernhard Staudinger (Orange 94.0). Im Gespräch geht es um persönliche Vorlieben, die Vielfalt musikalischer Genres und die Frage, welche Rolle Freie Radios in der Musikszene einnehmen. Die Gäste sprechen darüber, wie neue Musik den Weg ins Programm findet, welche Genres ihnen wichtig sind und wie Freie Radios Künstler*innen und Szenen sichtbar machen, die sonst kaum Platz im Äther finden. Moderiert wird die Sendung von Johann »MJ« Redl (»O.Sounds«, Orange 94.0). Ein spannender Beginn des Schwerpunkts – und ein klares Statement für die Vielfalt der Freien Radios.

Di. 28.10.: Radio Helsinki (Graz)
Ausgesucht & Aufgelegt | Gestaltung: Lilly Jagl
Wie kommt die Musik ins Freie Radio? Das fragt sich Lilly Jagl (Kulturchefin bei Radio Helsinki) und erzählt in ihrem ersten Radiofeature Geschichten über Geige, Jazz und Festival, über Zufall, Leidenschaft und die ganz große Radioliebe. Mit: Martin Dopler & Dario Luisi, Roman Koller, der Redaktion der »Genderfrequenz« und vielen Stimmen aus dem Freien Radio.

Mi. 29.10.: Radio MORA (Oberpullendorf / Felsőpulya)
Mehrstimmig, mehrsprachig, multikulturell: Musik der Volksgruppen
Unter diesem Titel widmet sich Radio MORA der ganzen Klangvielfalt, die in unserem Programm zu hören ist. Im Mittelpunkt steht die Musik der Volksgruppen – ungarische, kroatische, roma- und deutschsprachige Klänge, die unsere Region prägen und verbinden. Doch MORA ist mehr als Volksgruppenradio: Wir sind mehrstimmig, offen und neugierig. Neben traditioneller Musik finden auch neue Genres, alternative Sounds und kreative Radiomacher*innen ihren Platz. Unsere Musik ist Ausdruck von Identität, Vielfalt und Freiheit – sie überschreitet Grenzen, vereint Sprachen und bringt Menschen zusammen.

Do. 30.10.: Freies Radio Salzkammergut (Bad Ischl)
Musikalisch »verfranzt« in Vöcklabruck | Gestaltung: Wolfgang Vogl, Franz Untersperger, Sebastian Wagner
Im Vöcklabrucker Zweistromland hebt sich so manches vom musikalischen Einheitsbrei ab, besonders was den Einsatz interessanter Instrumente anbelangt. Das Redaktionsteam macht einen Lokalaugenschein und besucht die Genre-Grenzgänger Tribe Time bei einem Konzert. Eine Zitherspielerin erzählt über die Besonderheit ihres Instrumentes und auch des Studiums der Zither. Und ein Musiker bringt die fast schon in Vergessenheit geratene Theorbe, eine Schalenhalslaute, zum Erklingen.

Fr. 31.10.: Freies Radio Freistadt
Color the Night: zwischen Party und Rage, zwischen Tanzen und Message | Gestaltung: Claudia Prinz
Mit ihrem Album »Queer Rage« (Las Vegas Rec.) liefern Color the Night nicht nur ein musikalisches Statement, sondern auch eine klare Botschaft: Sichtbarkeit und Solidarität für die LGBTQIA+ Community. Die Songs erzählen von Identität, Akzeptanz, Schmerz, Herausforderung und Liebe. Persönliche Geschichten verschmelzen mit gesellschaftlichen Themen wie Gleichberechtigung und Widerstand. Raphael Karner schreibt alle Songtexte, der Rest der Band steht komplett dahinter. Im Sinne von: echtes Miteinander, mit Haltung, die nicht nur gut klingt, sondern auch wirklich gelebt wird.

Mo. 3.11.: Radio B138 (Kirchberg/Krems)
Frequenzen gegen die Oppression von Subkulturen | Gestaltung: Karin Moser
Karin Moser im Interview mit Martin Raffelsberger aka MAV in den Rollen eines DJs, Obmann des Kulturvereins Mühldorf und Deep Diver in der heimischen Musik- und Kulturszene. Wir stellen uns die Frage, wie legale und illegale Radiosender Schlupflöcher zur Verbreitung der Subkultur geschaffen haben: von den Beatles bis zu Rinse FM und beleuchten die Geschichte dahinter.

Di. 4.11.: Freirad (Innsbruck)
Vielfalt am Mic: Jugendliche, Beats und die Kulturzentren Z6 und Park In | Gestaltung: Armin Okanovic & Varsovie, Desiré Tchuenteu Poka
Wie klingt Diversität, wenn junge Menschen ihre eigene Bühne bekommen? Fünf Tiroler Kreative erzählen von ihrer musikalischen Reise und den Freiräumen, die sie geprägt haben. Desire vom Innsbrucker Jugendzentrum Z6 spricht über Diversität und Jugendarbeit; DJ Oeko, der als Jugendlicher im Z6 seine ersten Schritte machte und heute als DJ und Produzent arbeitet; der junge Künstler Gabo, der seine Stimme und seinen Stil gefunden hat; Tobi, der im Z6 die Reihe Jam-Sessions leitet und Jugendliche im Studio unterstützt, sowie Markus aus dem Jugendzentrum Park In (Hall in Tirol), der selbst Musik macht und Einblicke in seine Arbeit bringt. Die Sendung verbindet persönliche Geschichten, Beats und Erfahrungen – und zeigt, warum Orte wie diese und die Freien Radios entscheidend sind, damit Vielfalt hörbar wird.

Mi. 5.11.: Radio FRO (Linz)
UNIverse: Musik kennt keine Grenzen. Gruppendynamik im Fokus | Gestaltung: Petra Moser
Die Band UNIverse ist ein Projekt von Studierenden der Linzer Bruckner Universität und Musiker*innen mit Beeinträchtigungen. In diesem Beitrag geht es um inklusive Gruppendynamik. In musikalischen und persönlichen Beiträgen zeigen die Mitglieder, wie kreative Zusammenarbeit Barrieren überwindet und gemeinsames Musizieren verbindet.

Do. 6.11.: Radio AGORA 105,5 (Klagenfurt / Celovec)
DIY-Musikerinnen über Selbst-Promotion und Management | Gestaltung:
Interview mit zwei jungen Musikerinnen über Hürden und Schwierigkeiten bei der Promotion und Distribution ihrer Musik sowie den Weg der Musik zum Radio.

Fr. 7.11.: Freequenns (Liezen)
Der Klang der Vielfalt: Eine ironische Betrachtung | Gestaltung:
Die Forderungen nach Diversität in der Musik und ihre regelbasierte Umsetzung: eine Zukunftsvision.

Mo. 10.11.: Radio Ypsilon (Hollabrunn)
Vorwärts in die musikalische Vergangenheit mit Rock’n’Roll von Schallplatten | Gestaltung: Thomas Dreschkair
Thomas Dreschkai aka DJ Roadrunner bringt mit seiner Sendereihe »Tom’s Jumpin’ Jukebox« die Musik der 1950er und 1960er Jahre wieder ins Radio – und wie: Wenn es in der »Jukebox« manchmal so richtig knackt und knistert, dann liegt es daran, dass hier alles von Schallplatten gespielt wird. Und neben den Hits auch Songs, die niemals in den Hitparaden zu finden waren sowie manchmal auch skurrile Cover-Versionen, dazu Musikgeschichte mit Fakten zu Songs und Interpreten. Die »Jukebox« hat sich eine treue Fangemeinde aufgebaut, die diese Informationsfülle in keinem Formatradio finden könnten.

Di. 11.11.: Radiofabrik (Salzburg)
Mit der E-Zither gegen den Strom | Gestaltung: Alina Schumann
Die Zither als Instrument fristet ein Schattendasein; die E-Zither erst recht. Der junge Salzburger Musiker Fabian Schumann will das ändern und versucht, auf diesem Instrument eine Sprache zu finden, die Transition und Innovation vereint und dabei ins Ohr geht. Er bewegt sich in einer Zither-Szene, die vielfältiger ist, als viele denken: Von traditioneller Volksmusik über Klassik bis zum Jazz. Fabian Schumann zeigt in diesem Beitrag, wie er gegen den Strom schwimmt und was die Zither in der Welt der Instrumente besonders macht.

Mi. 12.11.: Radio Proton (Dornbirn)
Vom Ländle-HipHop bis zur Electronic Avantgarde | Gestaltung: Ingrid Delacher
Proton stellt die Elektroniker unter seinen Sendungsmacher*innen vor, die selbst Musik produzieren und kreativen Musikschaffenden, DJanes und DJs eine Plattform bieten, sich und ihre Musik zu präsentieren. Proton stellt das DJ-Kollektiv Jumping Dogs Club und die Sendung »Fiktion« mit Christoph Marlin vor, der seine selbstgestalteten Chiptunes vorstellt. Er produziert mit alten Spieleconsolen und Computern wie Atari und Commodore.

Do. 13.11.: Orange 94.0 (Wien)
Tagesb(r)uch mit dem freien Radio | Gestaltung: Iva Marković aka Drugarica Sultanija
Eine akustische Reise durch einen Tag auf Radio Orange 94.0: Nicht die Charts tragen diesen Tag, sondern kluge, mutige Klänge, die sonst kaum zu hören sind. Musik als Haltung, Widerstand und Heimat: laut und echt. Hier geht es nicht um Kommerz, sondern ums Überleben, Fühlen und Sich-Zuhause-Finden.

Fr. 14.11.: Campus & City Radio St. Pölten
KI-Musik: Nicht mit uns!? | Gestaltung: Matthias Mayer
Wann wird aus Songs, Filmen, Bildern oder Büchern eigentlich Kunst und wann ist es nur noch ein Produkt? Wir sprechen über die Schattenseiten von durch Künstliche Intelligenz generierten Medien: Über den Diebstahl urheberrechtlich geschützter Werke, die Kommerzialisierung von Kreativität und die Gefahr, dass echte Inspiration durch Bequemlichkeit ersetzt wird. Versprechen KI-Medien eine fade, fast schon peinliche Zukunft oder eine nie dagewesene Kunst?